Elfriede Weidenhaus Nachruf

Portraitfoto von Elfriede Weidenhaus

Die Künstlerin Elfriede Weidenhaus, mit der wir jahrzehntelang mit großer Freude an ihrem Werk zusammengearbeitet haben, ist Anfang Januar hochbetagt gestorben. Wir trauern.

Mit freundlicher Erlaubnis zitieren wir hier aus dem Nachruf auf Elfriede Weidenhaus von Daniel Theveßen vom Exlibris-Zentrum an der Stadtbibliothek Mönchengladbach.

Elfriede Weidenhaus, Paradiesgarten, originale, handcolorierte Radierung ohne Jahr, im handgefertigten goldenen Passepartoutrahmen mit entspiegeltem Museumsglas.

Nachruf auf Elfriede Weidenhaus

Die Künstlerin Elfriede Weidenhaus wurde 1931 in Berlin geboren. Als Kind erlebte sie den Aufstieg der Nationalsozialisten, den Zweiten Weltkrieg und dessen Ende. Im Alter von nur 16 Jahren begann sie an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig (heute Hochschule für Grafik und Buchkunst) ein Studium beim Maler und Graphiker Max Schwimmer, der die junge Frau inspirierte und ihr die Welt der Kunst eröffnete.
Erste Zeichnungen von ihr wurden bereits im folgenden Jahr 1948 auf der Leipziger Kunstausstellung gezeigt.
Nach Beendigung des Studiums arbeitete sie als freischaffende Künstlerin, die damals begann, die bekannten Themen der griechischen Literatur mit verspielten erotischen Illustrationen zu versehen. Diese Erotik der feinen Linien sollte ein Markenzeichen von Elfriede Weidenhaus werden.
Nachdem sie der DDR den Rücken gekehrt hatte, ließ sie sich in Stuttgart nieder, um ihrer Leidenschaft, der Graphik und der Buchillustration weiter nachzugehen.
Der Reiz des Mediterranen, der Elfriede Weidenhaus bereits seit ihrer Jugend faszinierte und sie immer wieder hat Abbildungen von südländischen Landschaften und Städten entwerfen lassen, zog die Künstlerin regelmäßig gen Süden.
So lernte sie bei einer Reise nach Nizza das Galeristen-Ehepaar Matarasso kennen, mit dem sie während ihres Aufenthaltes auch einige Künstler besuchte, die von der Galerie vertreten wurden. Neben Pablo Picasso waren dies Marc Chagall und Joan Miro, von denen die junge Künstlerin aus Deutschland reichlich beschenkt wurde.
Für über 50 Buchpublikationen und Mappenwerke zeichnete sich Elfriede Weidenhaus im Zuge ihrer Tätigkeit als Illustratorin verantwortlich, unter anderem wurden einige ihrer Werke im Reader´s Digest abgedruckt.

Elfriede Weidenhaus: Liebespaar und Faun, originale handkolorierte Radierung, ohne Jahresangabe, aufgelegt in einem  handgefertigten Echtsilberrahmen, schlichtes Profil, Floatglas

Auch als Herausgeberin betätigte sich die vielseitige Künstlerin. Durch die „Zikadenpresse“ schuf sie eine Möglichkeit, die ihr bedeutsamen Themenkomplexe mit einzigartigen Zeichnungen, Aquarellen, Lithographien und Radierungen zu unterlegen. Ursprünglich 1959 mit dem ersten Titel „Das Lachen des großen Pan“ von Edwin Krumsdorf gegründet, erschienen ab 1990 in regelmäßigen Abständen weitere Publikationen. Auf diese Weise entstanden 13 Werke mit Titeln wie, „Im Bilde des Orpheus“, „Aus dem Hohenlied“ oder auch „Kirke und Kalypso“. Buchkunst in niedriger Auflage, handgedruckt und von Buch- und Graphikliebhabern gleichermaßen geschätzt und begehrt.
Neben der Buchillustration gehörte die so nahestehende Exlibriskunst zum Betätigungsfeld der Künstlerin. Über viele Jahre hinweg war Elfriede Weidenhaus Mitglied in der Deutschen Exlibris-Gesellschaft. In über 230 Graphiken, zumeist Radierungen, trug sie ihr graphisches Können zahlreichen Eignern an, die Weidenhaus verspielten und anmutig wirkenden Stil zu schätzen wussten.
Dabei erhielt die Künstlerin immer wieder Gelegenheit, die ihr so vertraute Themenwelt, in Form erotischer Darstellungen historischer bzw. mythologischer Szenerien, in das Format des Exlibris zu transformieren.
Viele der auf diese Weise entstandenen Exlibris-Motive spiegeln die großen Sagen um Liebe, Täuschung und Verrat ebenso wider, wie eine zeitlos, leicht und unbekümmert wirkende Körperlichkeit.
Nun ist Elfriede Weidenhaus in der Nacht vom 01. auf den 02. Januar 2023 im Alter von 91 Jahren in ihrer selbstgewählten Heimat Erkenbrechtsweiler verstorben.
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Daniel Theveßen
im Januar 2023